Meltdowns bei Autismus – Wenn alles zu viel wird - Sensolino Shop

Meltdowns bei Autismus – Wenn alles zu viel wird

Meltdowns sind für viele autistische Menschen eine grosse Herausforderung – und für Aussenstehende oft schwer nachvollziehbar. In diesem Beitrag erfährst du, was ein Meltdown ist, wie man ihn erkennt, was ihn auslöst und wie man liebevoll und unterstützend reagieren kann.


Was ist ein Meltdown?

Ein Meltdown ist eine intensive Reaktion auf Überforderung – sei es durch Reize, Emotionen oder körperliches Unwohlsein. Im Gegensatz zu einem Wutanfall ist ein Meltdown nicht absichtlich. Er entsteht, wenn das Nervensystem überlastet ist und keine regulierende Strategie mehr greift.

Typische Anzeichen eines Meltdowns:

  • Lautes Schreien, Weinen oder Kreischen

  • Körperliche Ausbrüche (z. B. Dinge werfen, schlagen, sich selbst verletzen)

  • Rückzug oder Erstarren (Shutdown)

  • Fluchtverhalten (plötzliches Weglaufen)


Warum kommt es zu einem Meltdown?

Die Ursachen sind vielfältig und oft individuell. Häufige auslösende Faktoren sind:

  • Sensorische Reizüberflutung: Lärm, Licht, Gerüche, Berührungen

  • Soziale Überforderung: Gruppen, Missverständnisse, hohe Erwartungen

  • Unvorhergesehene Veränderungen: Planänderungen, neue Orte

  • Emotionale Anspannung: Angst, Unsicherheit, Reizstau

  • Kumulative Reize: Viele kleine Belastungen summieren sich


Meltdowns durch körperliches Unwohlsein

Was oft übersehen wird: Viele Meltdowns haben organische Ursachen. Besonders bei Kindern, die (noch) nicht gut über ihr Körperempfinden sprechen können, ist das Verhalten manchmal der einzige Ausdruck für Schmerzen oder Unwohlsein.

Häufige körperliche Auslöser:

  • Bauchschmerzen, Verstopfung, Reflux

  • Nahrungsmittelunverträglichkeiten (z. B. Gluten, Casein, Histamin)

  • Kopfschmerzen, Migräne, Zahnschmerzen

  • Erschöpfung oder Übermüdung

  • Hormonelle Schwankungen

  • Chronische Entzündungen oder stille Infekte

Wenn ein Kind scheinbar „plötzlich explodiert“, kann der Grund tief im Körper liegen – und nicht in der aktuellen Situation.

Tipp: Bei wiederkehrenden Meltdowns lohnt es sich, auch körperliche Ursachen in Betracht zu ziehen und ärztlich abzuklären. Oft hilft ein Verhaltenstagebuch, um Zusammenhänge zwischen Ernährung, Schlaf, Symptomen und Verhalten zu erkennen.


Meltdown oder Wutanfall – der Unterschied

Merkmal Meltdown Wutanfall
Ursache Überlastung Frustration / Kontrolle
Steuerbar? Nein Meist ja
Zielgerichtet? Nein Oft ja
Emotion Panik, Angst, Schmerz Ärger, Frust
Reaktion Verständnis & Sicherheit Begleitung & klare Grenzen

Was kannst du tun?

💡 Frühwarnzeichen erkennen:

  • Rückzug, Unruhe, erhöhte Selbststimulation (z. B. Schaukeln, Summen)

  • Sprachrückgang, angespannte Körpersprache

  • Reizbarkeit, Tränen ohne klaren Auslöser

🌿 Reize reduzieren:

  • Ruhigen Raum aufsuchen

  • Licht und Lärm minimieren

  • Keine unerwünschten Berührungen

  • Sicherheit statt Ansprache

🤍 Nach dem Meltdown:

  • Nicht schimpfen – sondern regulieren helfen

  • Zeige: „Du bist sicher. Du bist okay.“

  • Nach Möglichkeit gemeinsam reflektieren

  • Körperliches Wohlbefinden prüfen


Fazit

Ein Meltdown ist kein Fehlverhalten, sondern ein Notfall des Nervensystems – oft ausgelöst durch eine Reizüberflutung oder ein inneres Ungleichgewicht. Besonders bei autistischen Kindern lohnt sich der Blick hinter das Verhalten: Schmerzen, Unverträglichkeiten oder Erschöpfung können stille Auslöser sein.

Statt mit Druck oder Unverständnis zu reagieren, braucht es einfühlsame Begleitung, körperliche Achtsamkeit – und Raum für echte Regulation.

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